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Erinnerungen und Erzählungen der Ältesten aus Uçhisar

GESCHICHTEN AUS KAPPADOKIEN


KINDHEITSERINNERUNGEN DER ÄLTESTEN



Photos by
Evelyn Kopp Copyright © 2014 All rights reserved


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MEIN ERSTER SCHULTAG

Ich muss wohl ungefähr sieben Jahre alt gewesen sein, da rief mich eines Tages mein Vater zu sich und sagte, dass ich ab sofort die Schule besuchen würde. Ich konnte das kaum glauben, denn eigentlich waren es nur die Jungen aus unserer Mahalle, die jeden Morgen zum Schulhaus gingen, während wir Mädchen unseren Müttern bei der Hausarbeit zur Hand gingen oder im Hof und auf der Straße miteinander spielten. Nun, mein Vater hatte mich noch nie belogen, und so konnte ich den nächsten Morgen kaum erwarten.

Früher als sonst rief mich meine Mutter zum Frühstück, aber ich war zu aufgeregt, um etwas zu essen. Mein schönstes Kleid lag schon bereit, und schnell schlüpfte ich hinein und zog Socken und Schuhe an, während meine Mutter mir half, die vielen Knöpfe auf dem Rücken zu schließen. Dann setzte sie sich hinter mich, bürstete sorgfältig mein Haar und band es mit einer roten Schleife zu einem dicken Zopf. Ich war sehr stolz auf mein Haar, denn es war weich und glänzend und reichte mir bis über die Hüfte.

Als ich fertig war und meine Mutter sicher, dass ich hübsch und ordentlich aussah, schob sie mich mit einem leichten Klaps aus dem Zimmer in den Hof, wo mich mein Vater bereits erwartete. Als er mich sah, nickte er anerkennend, nahm meine Hand und gemeinsam gingen wir beide zur Schule.Bei jedem Schritt hüpfte mein Zopf fröhlich hin und her. Mein Herz klopfte laut, doch mein Vater war bei mir, lächelte zu mir hinunter, und meine Aufregung legte sich ein wenig. Im großen Schulhaus angekommen, setzte ich mich wohlerzogen auf meinen Platz. Ich sah mich um. Hier sollte ich also Lesen und Schreiben lernen, und vor lauter Erstaunen bemerkte ich nicht, wie die anderen Jungen über mich tuschelten. Ich wusste nur, dass ich von nun an aufmerksam lernen wollte, um meinen Vater nicht zu enttäuschen. Am nächsten Tag blieb mein Vater zu Hause und ich ging allein zur Schule. Wieder saß ich brav in der Bank, und voller Erwartung sah ich meinen Lehrer an, als dieser auf mich zukam. Kopfschüttelnd und mit strenger Stimme sagte er: „Deine Mutter soll Dir die Haare kurz schneiden bevor Du morgen wieder- kommst, sag ihr das!“

......Ich kam nicht wieder. In meinem ganzen Leben hatte ich die Schule für genau zwei Tage besucht. (Erzählerin, geb. 1935)



EIN WINTERTAG

Als ich ein kleiner Junge war, vielleicht gerade einmal sechs oder sieben Jahre alt, da erlebten wir in Uçhisar den härtesten Winter, an den ich mich bis heute erinnern kann.Der Wind fegte den Schnee um die Häuser und die klirrende Kälte überzog die Fensterscheiben mit einer festen Eisschicht. Es war unmöglich nach draußen zu gehen. So saßen wir im Haus und warteten ungeduldig, dass der Sturm sich legte. Endlich wurde es ruhig und sofort versuchten wir, das große Hoftor zur Straße zu öffnen. Doch so fest wir auch drückten und schoben, die Tür war von den geforenen Schneemassen versperrt und ließ sich nur wenige Zentimeter bewegen. Als der Spalt breit genug war, quetschte ich mich hindurch und sprang zu den anderen Jungen auf die kleine Gasse vor unserem Haus. Doch was sahen wir da! Die Straßen waren kaum noch zu erkennen und auch die Häuser sahen nurmehr aus wie große Schneehügel. Hier und da öffneten sich die Fenster und Türen und schon bald schlitterten wir Kinder die Böschungen hinab und warfen uns hinein in die weiche, weiße Pracht. Wir waren begeistert von diesem Spiel, doch was für uns Kinder Spaß und Freude war, bedeutete harte Arbeit für unsere Väter.Da alle Straßen tief verschneit waren und die Häuser nur schwer oder gar nicht verlassen werden konnten, machten sich mein Vater und die anderen Männer des Dorfes daran, Tunnel in den Schnee zu graben, manche von ihnen bis zu 15 Meter lang. Doch Uçhisar selbst zu verlassen, war dann noch immer nicht möglich. Mein größtes Problem jedoch war, dass ich Holzschuhe trug und die Sohlen abgelaufen und glatt waren, weshalb ich auf den vereisten Wegen nur mühsam voran kam und kaum einen Schritt machen konnte, ohne unsanft auf dem Boden zu landen. Kurzerhand beschloss ich: ‚Die Schuhe behindern mich nur! Ich zieh sie jetzt einfach aus!’ Natürlich war es eiskalt, aber ohne meine Holzschuhe konnte ich den anderen Kindern mühelos folgen. Doch leider war der Spaß dann auch schnell vorbei, meine Füße blau gefroren und meine Zehen taten weh. Mir blieb nichts anderes übrig, als schnell nach Hause zu laufen, die Schuhe noch immer unter meinen Arm geklemmt. Der wärmste Platz im Haus war um den Tandır herum, der Feuerstelle im Fußboden des Kış Evi, der Winterküche. Über dem großen Stein, der das offene Feuer abdeckte, stand ein runder Tisch, gerade hoch genug, um unsere Beine darunter stecken zu können. Wir saßen auf Minder, großen Kissen, die auf dem Boden lagen und zogen uns die Enden des Tatlık, der Decke die auf dem Tisch lag, über die Beine. Mit nackten Füßen auf dem warmen Stein und einem Kilim um die Schultern kehrte bald die Wärme in unsere Glieder zurück.Wenn am Abend die ganze Familie um den Tandır herum versammelt war, erzählte der Dede, mein Großvater, Geschichten aus seiner Jugend. Das Licht der Öllampe warf flackernde Schatten an die Wand, meine Lider wurden schwer und schon bald war ich eingeschlafen. (Erzähler, geb. 1923)


GESPENSTISCHE TROMMELN

Im Winter war es nur mein Vater, der dann und wann in unseren Garten ging, tief unten im Tal der Tauben von Uçhisar.
Sobald es wärmer wurde und die Schneemassen langsam zu schmelzen begannen, machten wir uns alle gemeinsam auf den Weg.
Unser Esel war beladen mit Spaten, Rechen und anderen Werkzeugen, die wir für die Arbeit brauchten.  Wir waren noch Kinder, aber irgendeine Aufgabe würde sich auch für uns finden.

Unser kleiner Obstgarten war umgeben von steilen Felswänden und nur durch einen Tunnel konnten wir das nächste Feld erreichen.
Schmelzwasser und Regen hatte Reisig, Sand und Steine mit sich gebracht, und nun drohte der unterirdische Gang zu verstopfen. Schnell musste das
Buschwerk entfernt werden, denn schon staute sich das Wasser am Eingang und weitere Regenfälle hätten unser Feld überschwemmen können.

Foto: Tunnel im Tal der Tauben in Uchisar, Kappadokien - Feen und Geister in KappadokienWir Kinder konnten es kaum abwarten, in den dunklen Tunnel zu kriechen, gespannt darauf, was uns dort erwartete, doch meine Mutter hob ermahnend den Finger und sagte:
„Ihr werdet hier draußen auf uns warten!“ Doch sie wusste, dass Ermahnungen allein uns von einem solchen Abenteuer nicht abhalten würden. Gerade wollte mein Vater die Axt nehmen, da griff meine Mutter nach seinen Arm.
„Psst, hörst Du es auch?“ fragte sie mit gespielter Ängstlichkeit. „Sind das nicht wieder die Trommeln der Geister?“ Er beugte sich leicht nach vorne, schaute zum Tunneleingang und auch er schien erschrocken zu sein.
„Pass nur gut auf, Frau! Dieses Mal scheinen die Cinler noch wilder zu tanzen, als sonst!“ sagte er und mit einem Blick zu mir und meinen Geschwistern: „Wenn uns bloß die Kinder nicht nachkommen.“ Dabei flüsterte er, als wollte er verhindern, dass wir hörten, was er sagte.

Ungläubig sahen wir von Einem zum Anderen und lauschten angestrengt, doch wir hörten kein einziges Geräusch. Plötzlich kam Wind auf und wirbelte feinen Staub und Blätter über den Boden, und aus dem Tunnelinneren drangen heulende Laute. Sofort wichen wir an den Feldrand zurück und setzten uns auf den Boden. Jetzt glaubten wir unseren Eltern; nie und nimmer würden wir freiwillig zu den Cinler gehen, den Geistern im Tunnel.
Meine Mutter ermahnte uns noch ein letztes Mal hier auf sie zu warten, dann drehte sie sich zufrieden lächelnd um, und einen Augenblick später hatte die Dunkelheit meine Eltern verschluckt. Verängstigt saßen wir dort und warteten. Erst als sie wohlbehalten zu uns zurückgekehrt waren, konnten wir endlich wieder aufatmen.
Geister und Feen gibt es natürlich nicht nur in den Tälern, auch im Dorf treiben sie ihr Unwesen. Dort warten sie in den Ruinen verlassener Häuser um die Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen. Obwohl sich die meisten von ihnen in der Aşağı Mahalle, dem unteren Ortsteil herumtreiben, wurden einige auch schon in und um den Burgberg von Uçhisar beobachtet. In der Nacht fliegen sie als kleine Lichter durch den dunklen Himmel wie unzählige funkelnde Diamanten.

Seit ich erwachsen bin haben Cinler and Periler ihren Schrecken verloren. Es gibt keinen Grund, mich vor den Geistern und Feen zu fürchten, denn heute trage ich immer, wohin ich auch gehe, Tag und Nacht, mein Muşamba bei mir, das Behältnis in dem ich einen kleinen Koran oder Enam aufbewahre. (Erzähler, geb. 1923)



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