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Erinnerungen und Erzählungen der Ältesten aus Uçhisar

GESCHICHTEN AUS KAPPADOKIEN


DIE LEGENDE VON MAHSEN


Photos by
Evelyn Kopp Copyright © 2014 All rights reserved


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Foto: Burgberg und Feenkamine von Uchisar in Kappdokien, TürkeiDIE LEGENDE VON MAHSEN



Es war einmal ein junges, schönes Mädchen, das lebte mit ihrem Vater in der Burg von Uçhisar. Ihr Name war Mahsen. Der Vater war ein reicher Mann, streng in der Erziehung seiner Tochter und nur selten gab es eine Abwechslung in ihrem einsamen Leben. So saß sie Tag für Tag, Stunde um Stunde in ihrem Zimmer des Ağa’nın Kale und fertigte mit ihren geschickten Händen die schönsten Kissen und Teppiche.

Eines Tages kam ein fahrender Händler aus Ürgüp, sein Kamel beladen mit den erlesensten Waren. Der Mann bot feinste Stickerein, bunte Bänder, Tücher und Stoffe feil, all die Dinge, die ein junges Mädchen liebt. “Tücher und Bänder, nur feinste Qualität. Kommt und seht! Tücher, Bänder, Stickereien!“ Als Mahsen die Stimme unter ihrem Fenster hörte, sah sie kurz von ihrer Handarbeit auf und warf diese dann unachtsam auf den Boden. Auf keinen Fall wollte sie diese seltene Gelegenheit der Abwechslung von ihrem tristen Dasein versäumen. Behendt sprang sie von ihren Kissen auf und rannte so schnell sie konnte durch die Höhlen und Tunnel, durchquerte die kalten Räume des großen Hauses. Ihre fein gewobenen Röcke und Tücher wehten dabei wild umher und ihr Schmuck, die vielen kleinen Goldstücke, die an ihrer Kleidung befestigt waren, klangen wie das ferne Läuten winziger Glöckchen, als sie die letzten Stufen heruntersprang.

Als der Händler feststellen musste, dass er mit seinen Rufen keine Kunden anlocken konnte, schickte er sich bereits wieder an weiterzuziehen, als Mahsen aufgeregt ausrief: „Du, warte! Ich möchte sehen, was du in den großen Taschen mitgebracht hast.“ Er lächelte, und langsam drehte er sich um. Dann sah er sie mit seinen dunklen, freundlichen Augen an und in seinem Blick lag der Ausdruck von Erstaunen. Seine Lippen öffneten sich leicht, als wollte er etwas erwidern, doch bei dem Anblick dieser Schönheit hielt er den Atem an.

Mahsen, als könne sie seine Gedanken lesen, war ihrerseits überrascht von ihren Gefühlen. Die Gedanken wirbelten wild in ihrem Kopf herum, und ihr Herz begann heftig zu klopfen. Nie zuvor hatte sie dieses Gefühl gespürt und nervös griff sie nach dem erstbesten Stück ohne es auch nur anzusehen, fingerte ein Geldstück aus ihrem Beutel und hielt es dem jungen Mann entgegen. Kaum hatte er seine Bezahlung entgegen genommen, machte sie auch schon kehrt und war wieder hinter den dicken, kalten Mauern der Burg verschwunden. Der junge Mann jedoch blickte ihr noch lange nach, und seine Augen umspielte ein Lächeln.

Das rote Band wurde von nun an Mahsens größter Schatz, den sie wohl zu verwahren wusste. Immer wieder nahm sie das Kleinod aus ihrer Schatulle und hielt es in den Händen. Dabei sah sie sehnsuchtsvoll aus dem Fenster ihres Zimmers über die Weite Kappadokiens. In dem Moment, als sie den jungen Händler gesehen hatte, hatte sie sich in ihn verliebt und eine leise Stimme flüsterte ihr zu, dass er ihre Gefühle teilte. Obwohl ihr Herz etwas anderes sagte, musste Mahsen ihn vergessen. Sie wusste, dass ihr Vater niemals seine Zustimmung geben würde. Er hatte andere, größere Pläne im Sinn. Immer wieder versuchte sie die Gedanken aus ihren Kopf zu verbannen, doch nach kurzer Zeit kehrten diese wieder zurück und bei jedem Mal waren sie stärker und fordernder.

Dann, eines Tages, verscheuchte sie die dunklen Gedanken der Furcht vor der Strafe des Vaters und fasste den Entschluss, dem Fordern ihres Herzens nachzugeben. Immer wenn sich die Gelegenheit ergab, ihrem Zimmer und den wachsamen Blicken ihres Vaters zu entfliehen, verließ Mahsen die Burg. Das junge Paar traf sich heimlich an Orten an denen sie hofften nicht gesehen zu werden, doch nie waren sie frei von Unsicherheit und Angst.

Schon bald bemerkte der Vater die Veränderung, die scheinbar mit seiner Tochter vor sich ging. Oft saß Mahsen gedankenverloren am Fenster, die Handarbeit in ihrem Schoß ruhend. Sie vernachlässigte ihre Aufgaben im Haus und mehr als einmal beobachtete er seine Tochter, wie sie lächelnd ein rotes Band kunstvoll zwischen ihren Fingern verwob. Wenn er jedoch fragte, was geschehen sei, senkte sie nur den Kopf um seinem stechenden Blick auszuweichen und schwieg. Das machte den Vater noch ärgerlicher und eines Tages, in einem Moment der Hilflosigkeit, packte er sie am Arm, schüttelte und zerrte sie durch die Gänge. Wütend stieß er sie in ihr Zimmer und brüllte: „Hier, Tochter, wirst du bleiben, bis du mir die Wahrheit sagst!“ Mit diesen Worten verließ er die Kammer, und mit lautem Knall schloss sich die Tür. Von draußen hörte sie ihn noch einmal rufen: „Und wenn es eine Ewigkeit dauert! Hörst Du? Eine Ewigkeit!“ Das Geräusch des sich herum-drehenden Schlüssels in dem eisernen Schloss ließ Mahsen schaudern, und zitternd starrte sie auf die schwere Tür.

Längst schon waren seine Schritte im Gang verhallt, da saß Mahsen noch immer regungslos am Boden, in ihrer Hand das rote Band. Um sie herum war es still geworden, und so sollte es für eine lange Zeit bleiben. Da saß sie nun, allein, eingeschlossen von den kalten Wänden ihres Gefängnisses und weinte. In Gedanken flehte sie darum, ihr Vater möge die Tür öffnen. Doch er kannte keine Gnade.

Mit den Wochen des Alleinseins wurden ihre Gefühle zu dem jungen Mann aus Ürgüp stärker und irgendwann begann sie in ihrer Verzweiflung zu den Tauben zu sprechen, die zu ihrem Fenster geflogen kamen. Immer wieder war es die gleiche, traurige Geschichte und jedesmal wurden die Vögel ganz still und legten ihre kleinen Köpfe zur Seite, als könnten sie tatsächlich die Worte verstehen. Jeden Tag kamen sie zurück zu dem Zimmer, und jeden Tag sprach Mahsen wieder und wieder zu ihnen.

Foto: Tauben in Uchisar, KappadokienDann plötzlich geschah das Unfassbare. Mahsen selbst verwandelte sich in eine Taube und endlich frei, wollte sie hoch empor in den Himmel fliegen und weiter in die Arme ihres Geliebten. Als sie die Spitze des hohen Felsens von Ortahisar erreicht hatte, rastete sie für einen kurzen Moment, doch getrieben von der Sehnsucht kam sie schnell wieder zu Kräften und schon bald landete der kleine Vogel in Başhisar.

Endlich in seinen Armen wurde aus der kleinen Taube wieder das schöne Mädchen, seine geliebte Mahsen. Von diesem Tag an verwandelte sich Mahsen am Morgen in die kleine Taube und an jedem Abend saß das schöne junge Mädchen wieder in ihrem Zimmer, auf dem Schoß ihre Handarbeit.

Viele Wochen waren vergangen, und im Herzen des Vaters regte sich ein wenig Mitleid. Vielleicht, dachte er, war er zu streng mit seiner Tochter. Er ging zu ihrem Zimmer, doch als er ihren Raum betrat, fand er diesen leer. Verwirrt suchte er Mahsen in jedem Winkel, er konnte sie nicht finden. Es war unmöglich, daß sie entfliehen konnte. Die Fenster waren hoch und die Tür verriegelt. Wütend sucht er nach einer Erklärung. Alles Mitleid war verflogen, sein Gesicht wie versteinert und mit geballter Faust tat er einen leisen Schwur: „Ich werde herausfinden, was hier vor sich geht!“ zischte er und verließ den Raum. Den ganzen Tag lang saß er nun am Fenster und beobachtete die Straße zu der Eingangstür.

Als der Abend kam hörte er von Weitem leisen Flügelschlag. Er beugte sich weit vornüber und versuchte in der Dämmerung dem Geräusch zu folgen, doch er sah nur eine weiße Taube, die zum Fenster seiner Tochter flog, und sich auf dem Sims niederließ.

Schnell wandte er sich um und rannte durch die Korridore zu Mahsens Zimmer. Ohne anzuklopfen riß er die Tür auf und stürzte hinein. Auf den weichen Kissen saß vor dem Fenster seine Tochter, ihre Handarbeit auf den Knien. Ruhig arbeitete sie an ihrer Stickerei, doch ihr Herz schlug schnell und ihre Wangen waren noch immer gerötet. Erstaunt starrte der Vater sie an und brachte kein Wort heraus. Er trat einen Schritt zurück, zog die Tür hinter sich zu und wieder drehte sich der Schlüssel im Schloss. Mahsen lächelte und am nächsten Morgen flog die Taube wieder davon und im Zimmer war es still. Am Abend dann, wenn der kleine Vogel zurückgekommen war, saß auch Mahsen wieder auf ihren Kissen, die Stickerei auf den Knien, immer mit dem gleichen verträumten Lächeln.

Der Vater wusste nicht mehr ein noch aus. Er konnte nicht glauben, was er doch mit eigenen Augen sah. Der Gedanke daran, dass er betrogen wurde, brachte ihn zur Raserei, und eines Tages fasste er einen folgenschweren Entschluß. Am späten Nachmittag ging er in Mahsens Zimmer, setzte sich in eine dunkle Ecke und wartete voller Ungeduld. Stunde um Stunde verging und als die Sonne langsam am Horizont verschwandt, hörte er durch das offene Fenster wieder das Schlagen der Flügel. Einen kurzen Augenblick später war die kleine Taube tot.

Alle Tauben der Umgebung kamen herangeflogen um das Unglaubliche zu sehen. Um Mahsens Tod zu sühnen, sammelten die Vögel vergiftete Körner und streuten diese über die Mahlzeit des Vaters, die seine Letzte werden sollte. Kurz bevor er starb, bereute er seine Tat und mit dem letzten Atemzug flüsterte er: „Mahsen.“ Seit diesem Tag trauern die Tauben von Uçhisar und noch immer hört man überall im Dorf und in den Tälern ihr leises, trauriges Gurren.



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